Das Isaac-Quartett by Charyn Jerome

Das Isaac-Quartett by Charyn Jerome

Autor:Charyn, Jerome [Jerome, Charyn]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-05T05:00:00+00:00


Coen hatte Federn aus Isaacs breiigem Kissen im Mund. Marilyn wollte ihn nicht aufstehen lassen. Er war jetzt ungezügelt, ohne Halfter und Socken. Der Schneesturm hatte ihnen das Leben vereinfacht; seit sechsunddreißig Stunden keine Unterbrechungen durch Isaac. Mit Blue Eyes in der Wohnung konnten knarrende Feuerleitern sie nicht ängstigen. Sie schleckte ihn, bis er das nervöse Zittern eines Bullen ablegte. Sie war kein verträumtes kleines Mädchen. Sie hatte Verständnis für Coens Verpflichtungen, für seine Loyalität gegenüber ihrem Vater, für seine düstere Art. Vor Coen hatte sie nicht mit allzu vielen Waisen geschlafen. Sie hätte nicht geglaubt, dass ein Mann seinen toten Vater und seine tote Mutter in den Furchen seines Kinns weiterleben lassen konnte. Er fühlte sich nach Tod an. Er bewegte sich langsam und mitreißend schön. Er sabberte nicht. Er knabberte nicht mit obszönen Sauglauten an ihrem Ohr wie ihr zweiter Mann und ihre früheren Beaus. Mit dem Rhythmus eines Schlafwandlers bewegte er sich in ihr, mit rauschhaft besessener Hingabe, die sie in Isaacs fadenscheinige Matratze drückte und sie aufschreien ließ.

Sie fühlte sich wie Isaac, der allabendlich einen Vorgeschmack des Himmels erlebte, indem er seine Nase in ein Honigglas steckte. So gierig wurde sie bei Coen. Sie wollte ihn spüren, bis ihre Orgasmen sich in ihre Fingerspitzen und ihre Augen fortsetzten. »Mutter Gottes«, sagte sie von alten Zeiten verfolgt; damals hatte sie in der Kirche das Verbrechen gebeichtet, ihren eigenen Busen berührt zu haben. »Lass mich kommen, Manfred, lass mich kommen.«

In größeren Intervallen kletterte sie von der Matratze, um für Blue Eyes und sich eine Mahlzeit zu richten; sie riss das Herz aus ihres Vaters Salat, warf Strünke auf einen Teller, machte dazu eine Tunke aus Knoblauch, Zwiebeln und Hüttenkäse. Marilyn bedauerte die Eintönigkeit dieser Festmahle. Der Schneesturm verhinderte Abwechslung auf dem Speisezettel. Zur Wahl standen Hüttenkäse oder Hungertod, denn der Kühlschrank war von Ida aufgefüllt worden. In einer Langhalsflasche war noch ein Rest Rotwein, an dem sie verständig nippten und den sie für den Fall, dass ein Besucher kam, nicht vollständig austranken. Isaac konnte durchs Fenster steigen; er hatte eine Leidenschaft für Feuerleitern und hasste das Treppensteigen. Sollte ihr Vater doch hineinschneien! Marilyn würde nicht rot werden. Sie war alt genug, sich mit einem Mann erwischen zu lassen. Isaac musste ihre Titten ein oder zwei Mal während der kurzen Intermezzi mit ihren Ehemännern gesehen haben. Er hatte sich nicht beschwert. Marilyn würde ihn auf die Straße setzen, wenn er Ehemann Coen anpöbelte.

Sie entschied sich, nicht mit dem Wein zu sparen. Sie goss ihn über Blue Eyes, in die Höhlungen seines Körpers, Schlüsselbein, Ellbogen, Kniekehlen, den Streifen blonder Haare, der seine Brust in zwei Hälften teilte, die Furchen um seine Eier. Sie hatte die Absicht, Coen zu verschlingen, den Wein von ihrem neuen Ehemann zu schlürfen, ihn mit ihrer Zunge einzufangen. Sie ließ sich auf seine Schulter fallen, kostete ihn mit ihrer Stirn und ihrem Kiefer; Coen schloss die Augen, stöhnte wie ein Toter, aus seinen Lungen drang in tiefen, gleichmäßigen Böen Wind, und Marilyn verfluchte alle Eheringe, die sie je getragen hatte, die Brautschleier, die bestickten Laken der Flitterwochenhotels.



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